Wieso gibt es soziale Ungleichheit?

Wie kommt es, dass in Köln Hunderte Menschen auf der Straße vegetieren und Hunderte andere Menschen für sich allein mehrere Hundert qm Wohnfläche haben, für die sie 3 oder 4 oder sogar über 5.000 Euro monatlich Miete zahlen?

„In keinem Land Europas ist die soziale Ungleichheit größer als in Deutschland, der Nation mit dem größten Niedriglohnsektor. Während ein gutes Drittel der Bevölkerung über keinerlei Ersparnisse verfügt, mitunter schon vor der Corona-Krise überschuldet war und nun durch Inflation, steigende Energie- und Lebensmittelpreise immer stärker unter Druck gerät, sind nicht alle gleichermaßen betroffen: Für die Reichen und Vermögenden gibt es keine Krise, sie konnten Geld und Wertanlagen weiter mehren. Die Zahl der Milliardäre ist im Jahr 2021 um 24 gestiegen und mit 213 Personen so hoch wie nie.“ So die taz am 1.Juni 2022.

https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/583/deutschlands-gefaehrlichste-clans-8217.html

„Weshalb werden Armut, Not und Unsicherheit eigentlich nie überwunden, wenn doch ein mächtiger Sozialstaat ihnen seit 150 Jahren den Kampf ansagt?“
(Renate Dillman, Arian Schiffer-Nasserie: Der soziale Staat. Über nützliche Armut und ihre Verwaltung. Hamburg 2018, S. 9)

Statt in der Eröffnung die Ursachen von Armut und Wohnungslosigkeit zu erklären und das 2. Fachkolloquium „Nachhaltige Bekämpfung der Wohnungslosigkeit“ auf Auseinandersetzungen zur Überwindung dieser Not zu orientierten, inszenierte sich Sozialdezernet Rau wie so oft als gute Seele, blickte beglückt in den vollen Saal, sah „starke Menschen, starke Organisationen“ und machte Hoffnung auf „starke Handlungen.“ Die Abschaffung der Wohnungslosigkeit in Köln machte er mit Verweis auf die wenigen Wohnungen und das wenige Geld zu einer unerreichbaren „steilen Vision“. Wie ein moralischer Aufrüster aus den 1950er Jahren beschwor er dacobn losgelöst „die gemeinsamen Werte weiterzuentwickeln“.

Am Ende der sechsstündigen Veranstaltung stellt Sozialdezernent Rau fast jubilierend fest, dass es in Würde zusammen Neues zu schaffen gelte. „Es gibt einen großen Willen zu verändern.“ Und allen Ernstes empfahl er die Zusammenarbeit des gemeinnützig orientierten Köln mit dem renditeorientierten Köln. Von Vonovia war ausdrücklich die Rede. Und er kündigte an, dass zur Entwicklung der „Maklerkompetenz in den eigenen Reihen“ zwei Maklerstellen geschaffen werden, die Wohnungen suchen sollen.

Inzwischen hat sich rumgesprochen, dass die Streetworker-Umfrage unter den Obdachlosen ergeben hat, dass fast alle als größten Wunsch die eigene Wohnung nannten. Jörg Zeyßig, der Sprecher der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege Köln (LIGA), scheute sich nicht das Hilfesystem seiner Verbände zu verteidigen und verstieg sich zu dem Satz „Housing First ist kein Allheilmittel“. Dabei hatten die beiden ehemaligen Obdachlosen eindrücklich geschildert, was die eigene Wohnung mit ihnen gemacht hat und was sie für sie bedeutet.

Erfreulich war die Stellungnahme von Josef Ludwig, dem vor der Pensionierung stehenden Leiter des Wohnungsamts, zur Selbstorganisation „Obdachlose mit Zukunft.“ (OMZ) Er sprach von eigenen Fehlern und mangelnder Unterstützung. Das verdient unseren Respekt.

Die wichtigste Frage an das Abschluss-Podium war von Andrea Kostolnik von der Linken gekommen. Sie verwies darauf, dass die GAG es nicht schafft, genügend Sozialwohnungen zu bauen. Die Linke hatte deshalb schon vor einem Jahr gefordert, eine zweite kommunale Wohnungsbaugesellschaft zu gründen. Wieso wird das nicht angegangen?

Moderator Konstantin Klostermann bedankte sich für die Frage, leitete sie aber nicht an das Podium weiter, sondern verwies auf Sozialdezernent Rau, der schon für sein Schluss-Statement bereit stand. Der Beitrag und die Frage von Andrea Kostolnik kam im Schlussstatement von Herrn Rau nicht vor. .

Das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung beteiligt sich an dem bundesweiten Bündnis „Vonovia enteignen“.

  1. Juni 2022
    Klaus Jünschke

PS
Bekämpfung der Wohnungslosigkeit Großes Hemmnis ist Mangel an Wohnraum in Köln
https://www.ksta.de/koeln/bekaempfung-der-wohnungslosigkeit-grosses-hemmnis-ist-mangel-an-wohnraum-in-koeln-39755782

Wie hoch ist der Anteil bebaubarer Flächen des Konzerns Stadt Köln?
https://www.report-k.de/wie-hoch-ist-der-anteil-bebaubarer-flachen-des-konzerns-stadt-koln/

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