Rundbrief 172 vom 13. Januar 2024

Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung, Rundbrief 172

Protest gegen GAG am 13. Januar 2024Rainer Kippe schreibt an GAG-AufsichtsräteGAG in StammheimNeue Geschaftsführung der BAG-WohnungslosenhilfeZum LesenSendungen, Meldungen, Nachrichten – Termin

Protest gegen Leerstand der GAG-Wohnungen und gegen Mieterhöhungen



Samstag, 13. Januar 2024, 11 Uhr. Ricarda Huch Str.31

GAG – gag

Am letzten Samstag im alten Jahr hat Rainer Kippe einen Balkon im 2.Stock im leerstehenden Haus in der Elias Gut Str.13 besetzt.

Als wir am 6.1.2024 wieder in die Straße kamen waren alle Balkone im 2. Stock in der Straße mit Maschendraht verrammelt.  Die GAG behauptet sozial zu sein – statt die leerstehenden Häuser und Wohnungen für die Obdachlosen zu öffnen, Maschendraht.

Kann man sich nicht ausdenken.

Rainer Kippe hat an alle 15 Aufsichtsrats-Mitglieder der GAG geschrieben:

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sprechen Sie heute an als die Vertreter des Rats der Stadt Köln in der mehrheitlich kölnischen Wohnungsbaugesellschaft GAG, die über einen Großteil der Wohnungen in der Stadt Köln verfügt, darin eingeschlossen die 10 000 Wohnungen der städtischen Gesellschaft „Grund und Boden“, die 1971 gegründet worden ist, um die Obdachlosen in der Stadt mit Wohnraum zu versorgen.
Die GAG hat – ich wiederhole des zum zigsten Male – die selbstauferlegte Verpflichtung, „breite Schichten der Bevölkerung mit sozialem Wohnraum zu versorgen“.
Sie, als Aufsichtsräte bestellte Vertreter des Rates, kontrollieren den Vorstand der GAG bei der Erfüllung dieser Aufgabe.
Nun sind wir in unserer Stadt – Sie wissen das als Ratsmitglieder besser als jeder andere in Köln -, seit einigen Jahren mit einer NEUEN WOHNUNGSLOSIGKEIT konfrontiert, die sich noch vor 20 Jahren keiner vorstellen konnte.
Dies erfordert nicht nur entschlossene Maßnahmen zum Neubau, es erfordert genauso sorgfältigen Umgang mit dem vorhandenen Wohnraum.
Wir, als Initiativen gegen Obdachlosigkeit und Wohnungsnot, sind ganz unmittelbar mit diesem Notstand konfrontiert, denn zu uns kommen nicht nur die Menschen, die in unserer reichen Stadt auf der Straße leben müssen, also die sogenannten Obdachlosen, sondern auch diejenigen, die  in städtischen Notunterkünften unter menschenunwürdigen Bedingungen vegetieren, und diejenigen geschätzt 10- oder 12 000, die keine eigene Wohnung haben und von Nacht zu Nacht bei wechselnden Freunden und Bekannten unterkriechen.
Zu uns kommen auch die Familien, die mit zwei bis drei Kindern, oft auch Heranwachsenden, wie im Jahre 1947, in ein oder zwei Zimmern leben müssen und die alten Menschen, die, weil sie manchmal unbequem sind, von einer Justiz, die das Menschenrecht auf Wohnen konsequent ignoriert, eiskalt auf die Straße gesetzt wurden und die mit zwei Plastiktüten ihren Lebensabend in einem Bett in den städtischen Billighotels verbringen.
Dies ist der Hintergrund, auf dem wir den Umgang der GAG mit den leerstehenden und zum Abbruch vorgesehenen  Häusern der GAG in der Siedlung Stammheim-Süd kritisieren und zum Protest aufrufen.
Unterstützt werden wir dabei von der Bezirksvertretung Mülheim unter Leitung von Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs, SPD, die einstimmig, bei Enthaltung der AfD, die Verwaltung zu einer Überprüfung auffordert.
Wie Ihnen bekannt behauptet die GAG, die Wohnungen seien unbewohnbar.
Dies ist nicht nur unglaubwürdig, denn die Wohnungen wurden bis vor wenigen Tagen bewohnt, es widerspricht auch den Aussagen der langjährigen Bewohner, die den guten Zustand der Wohnungen bezeugen und in einen Brief an Bezirksbürgermeister Fuchs nochmals darlegen, es widerspricht auch dem eigenen Vorbringen der GAG selbst, die die leerstehenden Wohnungen noch vor einigen Tagen für Künstler reservieren
wollte.
Der Beschluss und die Aufforderung der Bezirksvertretung Mülheim an die Stadt, diese Entscheidung nochmals zu überprüfen, beinhaltet auch die Prüfung der Frage, ob die Wohnungen nicht doch energetisch saniert werden können, dies insbesondere auf dem Hintergrund neuer „grüner“ Erkenntnisse zur Klimabelastung durch einen Neubau.
Wir sind bei dieser Frage auch in Kontakt mit dem früheren Vorstandsvorsitzenden des Aufsichtsrates der GAG Jochen Ott, SPD, und dem früheren Vorstand Günter Ott, welche die Entscheidung der GAG kritisch betrachten. Jochen Ott und Günter Ott haben im Jahre 2006 nach der Räumung des Barmer Viertels gemeinsam mit dem damaligen Leiter des Wohnungsamtes, Michael Schleicher, eine Unterbringung von 30 Punkern mit Hunden in einer leerstehenden, zum Abbruch bestimmten Wohnsiedlung der GAG in Köln Vingst möglich gemacht, die auf einer Vermittlung von Pfarrer Meurer beruhte, und wir fragen in aller Bescheidenheit, warum eine Zwischennutzung, wie sie damals möglich war, nicht heute möglich sein soll.
Dies nennt man in unserer Stadt eine „Kölsche Lösung“, nach Konrad Adenauers bekannter Definition von Klüngel als oberster Kölner Maxime: „Mer kenne uns, mer helfe uns“
Und nun kommen wir zu der unserer Ansicht nach entscheidenden Frage: dem gegenseitigen Vertrauen. Denn das zögerliche und widersprüchliche Verhalten der GAG-Spitze lässt sich unserer Ansicht nach nur auf die Sorge zurückführen, die Gebäude im Falle eines Abbruches nicht mehr leer zu kriegen.
Diese Sorge lässt sich u.E. nur beseitigen, wenn Sie als Rat endlich wieder WOHNRAUM FÜR ALLE  schaffen, so wie wir es in unserem Papier angeregt haben und wie es die Stadtgesellschaft seit langem fordert.
Statt zu mauern und sich hinter Unzuständigkeit zu verschanzen sollten Sie deshalb mutig zu Ihrer Verpflichtung als Mitglieder des Rates bei der Abschaffung der Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit bis 2030 stehen und nicht nur die Erhaltung der jetzigen Gebäude, sondern auch den zusätzlichen Neubau einer gleichen Anzahl von Wohnungen bis 2030
beschließen
Dabei werden wir Sie nach Kräften unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Kippe

Die GAG-Wohnungen (nicht nur) in Stammheim-Süd:
https://www.gag-koeln.de/die-gag/wohnen-mit-der-gag/unsere-objekte/bestandskarte/

In einem aktuellen Artikel von report-k wiederholt die GAG „Der Aufwand, der erforderlich ist, um die Wohnungen dafür herzurichten, ist unverhältnismäßig und wirtschaftlich nicht darstellbar.“ Angesichts der Minustemperaturen in Köln ist diese Absage an die Öffnung der Wohnungen für Obdachlose eine moralische Bankrotterklärung. Wo Not ist, muss geholfen werden.
https://www.report-k.de/die-wohnungen-in-stammheim-proteste-und-das-plant-die-gag/

Zur Geschichte  der GAG in Stammheim

Express am 14.02.2022:
Paukenschlag bei der GAG. Halbes Kölner Veedel wird abgerissen: Alle Mieterinnen und Mieter raus
https://www.express.de/koeln/koeln-gag-reisst-halbes-veedel-in-stammheim-ab-87716

Stadt-Anzeiger am 12.02.2022:
Ende Januar landete ein Brief der GAG im Postkasten der Mieterinnen und Mieter an der Elias-Gut-Straße in Stammheim. Darin steht: „Heute wenden wir uns mit einer Nachricht an Sie, die für Sie in den kommenden Jahren zu enormen Veränderungen führen wird. Nach eingehender Prüfung haben wir uns entschieden, unseren Gebäudebestand Elias-Gut-Straße 1 bis 13 durch zeitgemäße Neubauten zu ersetzen.“ Ein Schock für die Mieterinnen und Mieter. „Im Bereich der Adolf-Kober-Straße, der Georg-Beyer-Straße und der Moses-Heß-Straße in Stammheim befinden sich weitere knapp 280 Wohnungen, die in späteren Bauabschnitten ebenfalls durch zeitgemäße Wohnungen ersetzt werden sollen. Hier wird der Baubeginn aber nicht vor 2027 sein, die Fertigstellung zieht sich teilweise bis ins nächste Jahrzehnt.“
https://www.ksta.de/koeln/muelheim/stammheim/koeln-gag-will-wohnblock-in-stammheim-abreissen-326152

Der Express am 11.7.2022:

https://www.express.de/koeln/gag-haeuser-in-koeln-ehepaar-muss-nach-54-jahren-ausziehen-1-102045

Auch interessant und wichtig der Stadt-Anzeiger am 17.9.2023

An dem schönen Foto können alle sehen, die noch nicht dort waren, dass das keine Bruchbuden sind. Dagegen sehen die Häuser in der Ricarda-Huch Straße alt aus.
https://www.ksta.de/koeln/koeln-gag-kuendigt-hohe-nachzahlungen-fuer-mieter-an-646786 

In der Kälte der Nacht So helfen „Straßenwächter“ und „Kältegänger“ Obdachlosen in Köln
https://www.rundschau-online.de/koeln/eiseskaelte-wie-strassenwaechter-und-kaeltegaenger-obdachlosen-in-koeln-helfen-716487

Neue Geschäftsführung der BAG-Wohnungslosenhilfe

Zum 1. Januar 2024 hat Sabine Bösing die Geschäftsführung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in Berlin übernommen. Der Vorstand hat sich einhellig für die bisherige stellvertretende Geschäftsführerin entschieden. Sabine Bösing wird Nachfolgerin von Werena Rosenke, die nach 5 Jahren als Geschäftsführerin und mehr als 30 Jahren Tätigkeit bei der BAG W in den Ruhestand treten wird. Sabine Bösing: „Ich freue mich auf die neue Aufgabe – auch wenn viele Herausforderungen in den nächsten Jahren vor uns liegen. Mein Ziel ist es, die Situation für Menschen in Wohnungsnot bis 2030 maßgeblich zu verbessern. In gemeinsamer Kraftanstrengung können wir dieses Ziel auch erreichen.“

Die Aufgaben der stellvertretenden Geschäftsführung übernimmt ab sofort Joachim Krauß, Fachreferent der BAG W.
https://www.bagw.de/de/neues//default-8e1359709619064c8596e10406efe398

Zum Lesen

Luisa Schneider: Wohnungslose: eine vulnerable Zielgruppe – nicht nur – in Zeiten von Corona
https://www.hag-gesundheit.de/fileadmin/hag/data/Veranstaltungen/Gesundheit_in_der_Stadt/KGC/Schneider_Vortrag_HAG.pdf

Johannes Novy: Stadtentwicklung in Köln. Scheitern als Kunstform
https://www.johannes-novy.com/news/stadtentwicklung-in-koeln

Sendungen, Meldungen, Nachrichten    

Über ein obdachloses Paar im Wald und die tolle Arbeit von Pfarrer Franz Meurer und seine Gemeinde in Höhenberg und Vingst
https://www.youtube.com/watch?v=LrMjqKSSYZ4

«Architektur kann eine heilende Wirkung haben»
Die indische Architektin Anupama Kundoo will Menschen über das Bauen ihre Würde zurückgeben. Deshalb kämpft sie gegen Standardisierung und Entmenschlichung in der Architektur und im Städtebau.
https://www.woz.ch/2402/baukunst/architektur-kann-eine-heilende-wirkung-haben/!1TRNXHDPRH6C

Leben auf der Straße – Obdachlosigkeit in Deutschland
Hanna Steinmüller, Bundestagsabgeordnete „Die Grünen“, Mitglied im Bundestagsausschuss für Wohnen, Berlin
Dagmara Lutoslawska, Psychologin im Housing-First-Projekt für Wohnungslose, Berlin
Dr. Gerhard Trabert, Sozialmediziner, Gründer und Vorsitzender „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“, Mainz
Am Mikrofon: Dörte Hinrichs
https://www.deutschlandfunk.de/leben-auf-der-strasse-obdachlosigkeit-in-deutschland-dlf-400e790c-100.html

Zwangsräumung mit 81 Jahren: Leben in Unordnung
Monika Bauer musste wegen einer Eigenbedarfskündigung ihre Wohnung räumen. Die Obdachlosigkeit blieb ihr erspart, ihr Verdränger zog aber nie ein.
https://taz.de/Zwangsraeumung-mit-81-Jahren/!5979877&s=Zwangsr%C3%A4umung/   x-

Richard Brox: Das sollte die Politik gegen Obdachlosigkeit tun
https://www.ardmediathek.de/video/swr1-leute/richard-brox-oder-ex-obdachloser-oder-das-sollte-die-politik-gegen-obdachlosigkeit-tun/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5NzA1NDU

Armut auf Rekordhoch
https://www.youtube.com/watch?v=FpwQWjv7wMo

Finnland schafft die Obdachlosigkeit ab
https://www.spiegel.de/ausland/wie-finnland-die-obdachlosigkeit-abschafft-spiegel-newsletter-a-0bb952b9-32ac-4af3-9cf3-db63b75f3a9f

Kölner Markt für Büroimmobilien bricht drastisch ein
https://www.ksta.de/wirtschaft/keine-wende-in-sicht-koelner-markt-fuer-bueroimmobilien-bricht-drastisch-ein-714889

40. Bericht zur Situation Geflüchteter in Köln
https://www.report-k.de/40-bericht-zur-situation-gefluechteter-in-koeln-anstieg-der-zahlen/

Die Veranstaltung zur Wiener Wohnungspolitik und was Düsseldorf lernen kann im FFT Düsseldorf war ein voller Erfolg. Aber was macht Wien genau? Wir dokumentieren den Vortrag von Christian Schantl dem Vertreter von Wiener Wohnen. Bald auch auf unserer Website zu finden.
https://bezahlbarer-wohnraum-duesseldorf.de/vortrag-wiener-wohnen/

Mieten in Großstädten steigen auf Rekordhoch
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Mietpreise-in-Grossstaedten-steigen-auf-Rekordhoch-article24651503.html

Wer zahlt? Frau will Obdachlosem in Köln helfen und hat dann schlechtes Gewissen
https://www.express.de/koeln/muss-ich-fuer-den-rtw-zahlen-wenn-ich-obdachlosen-helfen-will-716925

Haus- und Grundbesitzerverein kritisiert Stadt wegen Wohnungsnot
https://www.ksta.de/koeln/koeln-haus-und-grundbesitzerverein-fordert-politik-zum-handeln-auf-717158

Termine

13.01.2024, 11 Uhr, Protestkundgebung gegen Leerstand, Ricarda-Huch-Str.31

16.01.2024, 19 Uhr, Prof. Dr. Karsten Zimmermann: Urbane Konversion im Europäischen Vergleich. TH Köln, Campus Deutz, Karl-Schüssler-Saal
https://www.hda-koeln.de/kalender/240116_thkoeln/

16.01.2024, 19 Uhr, Bernd Streitberger: Bühnen der Stadt Köln, Josef-Haubrich-Hof
https://www.hda-koeln.de/kalender/240116_hdak/

18.01.2024, 15:30 Uhr, Ausschuss für Soziales

27.01.2024, 18 – 19:30 Uhr,  Tag des Gedenkens an die Opfer der Nazis. Antoniterkirche
https://friedensbildungswerk.de/Bilder/pdf/Ausschwitz-Aufruf-2023.pdf

29.01.2024, Filmvorführung: ALTERLAA Forever. Von dem größten sozialen Wohnpark Österreichs´, mit dem Namen Alterlaa. Filmhaus, Maybachstr.111
https://www.hda-koeln.de/kalender/240129_filmhaus/

31.01.2024, 19 Uhr, Wohnungsschlüssel statt Handschellen, Lesung von „Gefangen & Wohnungslos“ mit Dr. Nicole Bögelein, Christina-Maria Greve, Klaus Jünschke, und noch einem ehemaligen Gefangenen. TH Köln, Ubierring 48, Raum 201

05.02.2024, 19 Uhr, „M’r welle en neu Stadt baue“, Histor.Archiv, Eifelwall

06.02.2024, 15.30 Uhr, Rat

01.-07.04.2023 Housing Action Week 2024

07.-09.06.2024 Das 10. Recht auf Stadt-Forum in Berlin
https://rechtaufstadt-forum.de/

Für eine Stadt ohne Obdachlosigkeit
Für eine Stadt ohne Zwangsräumungen
Für eine Stadt ohne Drogentote
Für eine Stadt ohne Gewalt gegen Frauen und Kinder
Für eine Stadt ohne Abschiebungen
Für eine Stadt ohne Armut

13. Januar  2024
Klaus Jünschke und Rainer Kippe
https://wohnungsnot.koeln

PS
Spendenaufruf
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Spendenkonto MachMit! e.V.  IBAN: DE53370501981011342704
Verwendungszweck:  Aktionsbündnis

Zur Besprechung der weiteren Aktionen treffen wir uns am Montag, den 5. Februar 2024 um 19 Uhr bei „Recht auf Stadt Köln“ im Offenen Treff vom Bürgerzentrum Alte Feuerwache

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