Wenn sich nichts ändert, kippt so ein Viertel

Leserbrief zu KStA-Interview mit Navid Kermani

Liebe Christiane, liebe Zainab,
ihr habt mich gebeten meinen Kommentar zum Interview von Navid Kermani vom 19.3.2025 als Leserbrief dem Kölner Stadt-Anzeiger zu schicken.
Heute ist er leicht bearbeitet erschienen: 

Klaus Jünschke

PS zur Erinnerung mein Kommentar:

Navid Kermani auf Law-and-Order Kurs

Im Interview mit Joachim Frank vom Kölner Stadt-Anzeiger äussert er solche absurden Behauptungen:

„Es gibt Trinker, die aus Osteuropa nach Köln reisen – mit dem einzigen Ziel, sich hier gemeinschaftlich ein paar Wochen vollaufen zu lassen…Die betteln nicht mal, die saufen nur.“

Dann kommt er auf die „aggressive Drogenscene“ zu sprechen, „in der viele Händler selbst Junkies sind, nach Augenschein und Sprachduktus Araber und Schwarzafrikaner.“ Zuwanderer die diesem Broterwerb nachgehen, können das nur, weil es Kunden gibt, die ihre Dienstleistung nachfragen. Von denen wird im Stadt-Anzeiger nicht gesprochen. Weil dazu Kinder des gehobenen Bürgertums mit kölschem Stammbaum gehören?

Angesichts der zunehmenden sozialen Ungleichheit müsste in der Stadt die Bekämpfung der Armut oberste Priorität haben. Warum das nicht der Fall ist, wäre Aufgabe des Stadt-Anzeigers, das der Stadtgesellschaft zu erklären.

Statt dessen werden Opfer der Leistungsgesellschaft an den Pranger gestellt. Und Kermani fragt scheinheilig: „Mir ist unerklärllich, warum eine Gesellschaft das hinnimmt.“ Ja, warum nimmt die Gesellschaft die Obdachlosigkeit auf der Straße hin, obwohl mehr Wohnungen und Buroräume in der Stadt leer stehen, als es Obdachlose und Wohnungslose gibt.

Roger Willemsen schrieb in „Wer wir waren“ 2015:

„Ja, wir wussten viel und fühlten wenig. Wir durften es nicht fühlen und hörten doch T.S.Eliot fragen: „Where is the wisdom we lost in knowledge? Where is the knowledge we lost in information?“ Hörten es und häuften noch mehr Inofrmationen auf. Als brauchten wir zum Handeln einen neuen Klimabericht, einen neuen Schadensbericht über die Weltmeere, den Regenwald, die grassierende Armut. Aber aus all den Fakten ist keine Praxis entsprungen, die auf der Höhe der drohenden Zukunft wäre.“

Wie diese Zukunft aussehen könnte, hatte Elon Musk in einem Podcast gesagt: „Die grundlegende Schwäche der westlichen Zivilisation ist Empathie.“ Wir sollen die Milliardenausgaben für Rüstung und Kriege akzeptieren und begrüßen lernen, dass die Entwicklungshilfen gegen Hunger und leicht heilbare Krankheiten eingestellt werden. Das kann nur mittragen, wer die Bekämpfung der Armen vor der eigenen Haustür aushält.

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