Rundbrief 163 vom 11. November 2023

Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung, Rundbrief 163

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Schafft endlich die Obdachlosigkeit ab!!!

In Zürich demonstrierten am Samstag mehrere Tausend Menschen gegen Wohnungsnot. „Keine Rendite mit Boden und Miete“, „Nein zum Angriff auf das Mietrecht“, Wohnraum für alle“ war auf Transparenten zu lesen. .
:https://www.woz.ch/taeglich/2023/11/06/trotz-wohnungsnot-zueri-isch-no-lang-noed-tot

Die Notwendigkeit für das Menschenrecht Wohnen auf die Straße zu gehen, ist in Köln in diesem Ausmaß noch nicht angekommen. Immerhin wird im Rat und den Ausschüssen jetzt thematisiert, dass es so nicht weiter gehen kann. Jede zehnte Kölnerin, jeder zehnte Kölner zählt über 50% des monatlichen Einkommens für die Miete. https://www.ksta.de/wirtschaft/zahlen-der-stadt-koeln-mietbelastung-ist-in-chorweiler-am-groessten-680466

Und alle Zeichen stehen auf weiter zunehmende Mietererhöhungen. Dem Druck der zunehmenden Wohnungsnot am härtesten ausgesetzt sind die Obdachlosen.

Für die Abschaffung der Obdachlosigkeit stehen wir am 16. November 2023 um 15 Uhr auf dem Theo-Burauen-Platz. Um 15:30 Uhr beginnt die Sitzung des Sozialausschuss, der am 14. Januar 2021 angesichts der Pandemie immerhin schon die Unterbringung aller Obdachlosen in abschließbaren Einzelzimmer beschlossen hatte. In der Sitzung am Donnerstag geht es in diesen Tagesordnungspunkten um Wohnungs- und Obdachlosigkeit: 3.1, 4.4, 5.1, 5.5, 7.1, 7.2, 7.3, 10.1.1,  10.1.2, 10.6, 10.1.9
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=958783&type=do

Bei 10.1.1. geht es um die nächtliche Unterbringung von Obdachlosen mit Hunden. In der Presseerklärung zur Winterhilfe ist wieder die Rede von 10 Plätzen im Tierheim in Zollstock, obwohl seit Jahren bekannt ist, dass sich Obdachlose nicht von ihren Hunden trennen und die zehn Plätze leer bleiben.
https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/mitteilungen/26215/index.html

Wie Sozialdezernent Rau in seiner Beantwortung der Fragen zur nächtlichen Unterbringung mitteilt, weiß er das. Trotzdem werden wieder für den Winter 2023/24 zehn Plätze im Tierheim öffentlichkeitswirksam freigehalten, statt Obdachlosen mit ihren Hunden endlich wieder Zimmer anzubieten, auf die sie ihre Hunde mitnehmen dürfen. Der internationale Bund betrieb bis 2019 in der Lüderichstraße eine solche Einrichtung. https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=945860&type=do

Damit die Stadtspitze und der Rat auch zu Taten kommen, stehen wir am Samstag, den 18. November wieder rum 11 Uhr vor den Häusern der Russischen Föderation in der Friedrich-Engels-Straße.
https://www.ksta.de/koeln/lindenthal/lindenthal-veedel/koeln-lindenthal-stadt-hat-plan-fuer-russisches-geisterhaus-672619

Geschichte

1931 sollte eine Wohnung in der Schliemannstraße 45 im Prenzlauer Berg geräumt werden. Nach dem spontanen Protest von etwa 300 Nachbar*innen mussten Gerichtsvollzieher und Polizei wieder unverrichteter Dinge gehen. Der arbeitslose Mieter konnte in seiner Wohnung bleiben. „Die Arbeiter auf der Straße sangen die Internationale“
https://twitter.com/RA_Solf/status/1722519301465178289

Mit Housing First in Köln die Obdachlosigkeit abschaffen

In der Ratssitzung am 7.12.2023 soll der Aktionsplan zur Abschaffung der Obdachlosigkeit in Köln beschlossen werden. Zeit, daran zu erinnern, was hierzulande über Housing First in Finnland zu lesen war. Finnland will 2027 ein Land ohne Obdachlosigkeit sein

Taz 22.02.2023: Housing First in Finnland. Das Recht auf ein Zuhause.
https://taz.de/Housing-first-in-Finnland/!5914243/

Tagesschau 19.02.2023: Das finnische Konzept gegen Obdachlosigkeit
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/finnland-obdachlosigkeit-geywitz-101.html

Hinz & Kunzt 01.08.2022 Finnland zeigt, wie Obdachlosigkeit beendet werden kann
https://www.hinzundkunzt.de/housing-first-finnland-das-system-auf-den-kopf-stellen/

NZZ 23.09.2021: Zuerst eine Wohnung – dann alles andere
https://www.nzz.ch/international/finnland-mit-housing-first-gegen-die-obdachlosigkeit-ld.1639943

Kontrast 10.11.2020: Finnland hat es geschafft – fast keine Obdachlosen mehr
https://kontrast.at/housing-first-finnland-obdachlose/

In Köln setzt der Vringstreff e.V. Housing First um:
https://vringstreff.de/wohnen-housing-first/

Entwickelt wurde Housing First vom Sam Tsemberis in New York für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, Obdachlosigkeit und häufig gleichzeitig auftretendem Drogenmissbrauch
https://de.wikibrief.org/wiki/Sam_Tsemberis

Wenn sich Bildungs- und Sozialpolitik nicht ändern,
geht es bergab.

Der Soziologe Aladin El-Mafaalani im taz-Interview

Die Integration läuft unter den derzeitigen Rahmenbedingungen noch gut. Aber die Rahmenbedingungen verschlechtern sich. Die Infrastruktur, also Schulen, Kitas, das Gesundheitssystem, bröckelt – und mehr als das. Deshalb werden wir künftig Probleme haben, die gleiche Anzahl an Zugewanderten wie bisher zu integrieren. Wenn wir bei der Infrastruktur nicht richtig viel tun, müssen wir die Anzahl reduzieren. In die Zukunft geblickt sieht es also gar nicht gut aus.

Dass es mit der Infrastruktur nicht läuft, merkt man an jeder Ecke. Die Menschen kriegen mit, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich bin selbst auch enttäuscht, mit wie wenig Weitblick in der Politik grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden.

Es ist komplett falsch, jetzt zu sparen. So kann man nur entscheiden, wenn man die Größe des Problems nicht verstanden hat. Der Bund, die Länder: Wir müssten investieren in Bildung und Integration. Ein Sondervermögen in Milliardenhöhe wäre wirklich sinnvoll. Jetzt gäbe es noch personelle Kapazitäten, wenn auch begrenzt: beim pädagogischen Personal, das wir in den Schulen zusätzlich einsetzen könnten, bei den Handwerkern, die die Schulen umbauen könnten. Zumindest das sollte man ausschöpfen. Bald wird sich der Arbeitskräftemangel zuspitzen. Spätestens dann bräuchten wir dringend Zuwanderung, aber auch die entsprechende Integrationsinfrastruktur.
https://taz.de/Soziologe-El-Mafaalani-ueber-Integration/!5968033/

Internationale Tagung Soziale Arbeit und Stadtentwicklung, Juni 2024

«Urbane Räume im digitalen Wandel. Zwischen der smarten Stadt von morgen und widerständigen Praktiken»

Der digitale Wandel prägt Städte derzeit wie kein anderes Phänomen. Neue Technologien sollen für die effiziente und nachhaltige Gestaltung lebenswerter städtischer Räume nutzbar gemacht werden und zur Lösung aktueller und zukünftiger Herausforderungen beitragen. Die smarte Stadt von morgen steht hier für das Versprechen einer Stadt für alle mit hoher Lebensqualität und einer Demokratisierung städtischer Räume. Eine Stadt für alle ist auch eine zentrale Forderung der Sozialen Arbeit. Dabei beteiligt sie sich an der Gestaltung städtischer Räume und Lebensverhältnisse und wirft aus theoretischer sowie praktischer Perspektive eine Reihe an Fragen zur demokratischen Teilhabe, zur Definition von Lebensqualität und ganz grundsätzlich zur sozialen Gerechtigkeit auf.

Die 7. Internationale Tagung «Stadtentwicklung und Soziale Arbeit» widmet sich den vielfältigen und oftmals widersprüchlichen Entwicklungen, Nutzungen und Praktiken des Digitalen, um die Möglichkeiten und Grenzen des digitalen Wandels im Sinne einer gerechten Stadt auszuloten. Dabei stehen folgende Fragen im Fokus:

  • Wie wirkt sich die digitale Transformation auf eine nachhaltige Stadtentwicklung, partizipative Demokratie und soziale Gerechtigkeit in urbanen Räumen aus?
  • Wie beeinflussen Digitalisierung und soziotechnische Entwicklungen die aktuelle und zukünftige Planung, Steuerung und Entwicklung von Städten?
  • Welche Mechanismen der In- und Exklusion entstehen durch die Digitalisierung städtischer Räume?  Wie wirkt sich der soziotechnische Wandel auf bereits marginalisierte Gesellschaftsgruppen aus und welche neuen Formen der Marginalisierung bringt er hervor?
  • Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen braucht es, um die aktuelle Entwicklung digitaler Technologien für eine sozial gerechte Stadt nutzbar zu machen?
  • Welche Rolle nimmt die Soziale Arbeit in digitalen Transformationsprozessen städtischer Räume ein? Welche Ansätze und Methoden kann sie dafür nutzbar machen? Wo und wie kann sich die Soziale Arbeit den digitalen Wandel zu Nutze machen?
  • Wie nutzen zivilgesellschaftliche Akteure, Initiativen und soziale (Protest-) Bewegungen Digitales? Wie beeinflussen sie dadurch städtische Entwicklungen?
  • Wie verändern digitale Technologien, Infrastrukturen und Tech-Konzerne das Zusammenleben in urbanen Räumen? Wie wirken sie sich auf die Wahrnehmung, Nutzung und Produktion von Städten aus?

Die Tagung ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit Fragen rund um den digitalen Wandel urbaner Räume sowie das spielerische Erproben und Erlernen digitaler Entwicklungen und Ansätze. Sie richtet sich an alle Interessierten aus Wissenschaft und Berufspraxis, die sich mit Stadt- und Quartiersentwicklung sowie räumlichen Fragestellungen beschäftigen. Angesprochen sind Angehörige verschiedener Professionen und Disziplinen wie Soziale Arbeit, Architektur, Urbanistik, Informatik, Civic Tech, Geografie und Planung, Verwaltung, Soziologie, Ökonomie und Kunst.
https://www.tagung-stadtentwicklung.ch/

Wir werden dafür sorgen, dass auch bei dieser Konferenz die Abschaffung der Obdachlosigkeit auf die Tagesordnung kommt.

Zum Lesen

Mike Davis: Festung L.A.
https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/888/1332#content

Autoritärer Urbanismus
https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/issue/view/52

https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/issue/view/52/42#content

Entstehung des Forschungsverbundes Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen
https://www.bagw.de/de/projekte/forschungsverbund-2001-2004

Forschungsverbund Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen, Oktober 2005
https://www.iwu.de/fileadmin/publikationen/wohnen/2005_IWUetAl_BehrEtAl_Forschungsverbund-Wohnungslosigkeit-und-Hilfen-in-Wohnungsnotf%C3%A4llen.pdf

Sendungen, Meldungen, Nachrichten

Kapital und Obdach
Neue Studie zur Radikalisierung von Vonovia und Co.: Wie die Zinswende die Wohnungskrise weiter verschärft
https://www.jungewelt.de/artikel/462841.wohnungsmarkt-kapital-und-obdach.html

Rendite mit der Miete. Wie finanzialisierte Wohnungsunternehmen ihren Mieter*innen das Geld aus der Tasche ziehen
https://www.finanzwende.de/ueber-uns/aktuelles/rendite-mit-der-miete/

Hauptsache, die Aktionäre bekommen ihre Rendite
Wohnkonzerene wie Vonovia, die nach den Regeln der Finanzmärkte spielen, haben kein Interesse am Neubau von Wohnungen, zeigt eine Studie. Sie profitieren von Knappheit.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-10/wohnungskrise-finanzwende-recherche-wohnungskonzern-vonovia/komplettansicht

„Keine schönen Zeiten für Mieter“: Nordhessischer Mieterbund-Geschäftsführer zieht Bilanz
https://www.hna.de/kassel/keine-schoenen-zeiten-fuer-mieter-scheidender-mieterbund-geschaeftsfuehrer-im-hna-gespraech-92656200.html

Zahl der Obdachlosen in Deutschland steigt drastisch
https://www.n-tv.de/panorama/Zahl-der-Obdachlosen-in-Deutschland-steigt-drastisch-article24514765.html

Hunderttausende wohnungslos
BRD-weit 607.000 Menschen ohne Bleibe, Zehntausende obdachlos
https://www.jungewelt.de/artikel/462673.wohnungskrise-hunderttausende-wohnungslos.html

Mehr Wohnungslose angesichts steigender Mieten
https://live.vodafone.de/regional/niedersachsenbremen/mehr-wohnungslose-angesichts-steigender-mieten/12355286

Beilage der jW vom 01.11.2023 Kampf ums Wohnen
Klassenkampf ums Quartier

Wohnkosten schießen durch die Decke. Regierungen erfüllen Rolle als Gehilfen des Kapitals. Wer zur Miete wohnt, gilt nicht als systemrelevant
https://www.jungewelt.de/beilage/art/461640

Neues Tacheles-Projekt: Sozialportal.net – Suchmaschine zur Suche von Beratung, Hilfe und Rechtsrat
https://sozialportal.net/

Planungen fürs Otto-Langen-Quartier werden konkreter
https://www.rundschau-online.de/koeln/muelheim/muelheim-veedel/koeln-konzept-fuers-otto-langen-quartier-676981

Keine Zuflucht im Wohnturm
Die Wohnungskrise erhöht den Druck auf Hilfsstrukturen für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder. Ein Beispiel aus Berlin macht dies deutlich
https://www.jungewelt.de/artikel/462422.gewalt-gegen-frauen-keine-zuflucht-im-wohnturm.html                      

Hier soll feinster Wohnraum entstehen – Hallen kommen weg
Das Otto-Langen-Quartier in Köln-Mülheim – derzeit wirkt hier alles noch wie ein Lost Place: Wie geht es mit dem ca. 4,5 Hektar großen Gelände weiter?
https://www.express.de/koeln/lost-place-in-koeln-hier-soll-bald-feinster-wohnraum-entstehen-676536

Berlins explodierende Bodenpreise machen Wohnungsbau unbezahlbar https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/ausgebaut-berlins-explodierende-bodenpreise-machen-wohnungsbau-unbezahlbar/

Öffentliche online-Ringvorlesung Diskriminierungsfrei Wohnen. Uni Trier
https://www.uni-trier.de/universitaet/fachbereiche-faecher/fachbereich-vi/faecher/wirtschaftsgeographie/news/beitrag?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=24705&cHash=a12b4587687f980777c7085d5492531f

Der Grundstückmarkt Deutschland 2022
https://www.grundstuecksdienste.de/ratgeber/der-grundstuecksmarkt-deutschland-jahr-2022/

Kampf gegen Leerstand
https://www.gmx.net/magazine/politik/leerstand-kommunen-unwillige-eigentuemer-kaempfen-38758084

Termine

13.11.2023, 19 Uhr, Recht auf Stadt, Offener Treff, Bürgerzentrum Alte Feuerwache

14.11.2023, 11 Uhr, Buchvorstellung: Deutschland ohne Dach. Die neue Obdachlosigkeit.
Im Erik-Wickberg-Haus der Heilsarmee in Deutschland, Café-Bistro Vis à vis, Marienstr. 116-118, 50825 Köln-Ehrenfeld. Anmeldung: julia.hardenberg at agenturmondello.de

16.11.2023, 15:30 Uhr, Sozialausschuss

05.12.2023, 19 Uhr, Werner Rügemer: Wem gehört mein Wohnraum. Friedensbildungswerk

07.12.2023, 14 Uhr Rat der Stadt Köln.

Für eine Stadt ohne Obdachlosigkeit
Für eine Stadt ohne Zwangsräumungen
Für eine Stadt ohne Drogentote
Für eine Stadt ohne Gewalt gegen Frauen und Kinder
Für eine Stadt ohne Abschiebungen
Für eine Stadt ohne Armut

11. November  2023
Klaus Jünschke und Rainer Kippe
https://wohnungsnot.koeln

PS
Spendenaufruf
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Spendenkonto MachMit! e.V.  IBAN: DE53370501981011342704
Verwendungszweck:  Aktionsbündnis

Zur Besprechung der weiteren Aktionen treffen wir uns am Montag, den 13. November um 19 Uhr im Offenen Treff vom Bürgerzentrum Alte Feuerwache

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