Rundbrief 127 vom 3. März 2023

Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung, Rundbrief 127


OB Reker Adler Group – Psychisch Kranke – erst krank, dann wohnungsloseinseitige Perspektiveohne Gewalt gegen FrauenSendungen, Meldungen, NachrichtenTermine


Kundgebung gegen Leerstand am 4. März 2023, Deutz-Mülheimer Str.168

Am Samstag, den 4. März 2023 treffen wir uns um 11 Uhr vor dem Haus Deutz-Mülheimer-Straße 168. Auf der anderen Straßenseite sollten längst Wohnungen stehen, aber zu sehen ist nur eine riesige Baugrube und eine halber Rohbau, an dem seit Jahren nicht mehr gearbeitet wird. Wir verlangen, dass die Stadt die Grundstücke in städtisches Eigentum zurückholt und die GAG und Genossenschaften beauftragt dort Sozialwohnungen zu bauen.

Die Stadtspitze um Oberbürgermeisterin Reker brüstet sich mit über 1.327 bewilligten Sozialwohnungen für das Jahr 2022. Tatsächlich wurden nur 334 Förderbescheide für neue Wohnungen erteilt. Bei den anderen 993 Förderbescheiden handelt es sich um Modernisierungen bereits bestehender Wohnungen.
Michael Weisenstein, wohnungspolitischer Sprecher der Linksfraktion, erklärt dazu:
„Es ist ein starkes Stück, dass Oberbürgermeisterin Reker verlauten lässt, die Wohnungsbauziele seinen übertroffen worden. Das von Frau Reker und ihrem Wohnungsbaubündnis ausgerufene Ziel, mindestens 1.000 neue Sozialwohnungen zu schaffen ist wieder einmal weit verfehlt.“
https://www.linksfraktion-koeln.de/politik-im-rat/detail/immer-weniger-bezahlbare-sozialwohnungen-stadtverwaltung-verschleiert-schlechte-zahlen/

Die Stadt hat Grundstücke an internationale Investoren verkauft, die nur ein Interesse haben, damit Profit zu erwirtschaften. Null Interesse an der Stadt, Null Interesse an den Menschen, die hier wohnen. Ja, auch CDU und Grüne können „Hoch die internationale Solidarität“. Wer nicht auf Anhieb versteht, wie niederträchtig es war und ist, den Wohnungsmarkt für internationale Profitgeier zu öffnen, der greife zu Werner Rügemers aktuellen Buch: „Blackrock & Co, enteignen.“ Nomen-Verlag.

Über die Adler Group berichtete der Immobilienmanager:
https://www.immobilienmanager.de/schwere-vorwuerfe-gegen-adler-group-07102021

Michael Richter und Christoph Twickel haben sechs Monate recherchiert:
Immobilienpoker – Die dubiosen Geschäfte der Adler Group
https://www.youtube.com/watch?v=j08zsOr_VUU

Hält man auch im Kopf nicht aus: die Stadt Köln hat mit Vonovia einen „Wohnungsbaupakt 2025“ geschlossen:
https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/mitteilungen/22434/index.html

Über unsere letzte Kundgebung gegen Leerstand am 25. Februar 2023, vor der Haus Glasstr.6, hat der Express berichtet:
https://amp.express.de/koeln/koelner-aktionsbuendnis-protestiert-gegen-leerstand-in-ehrenfeld-477332

Psychisch Kranke ohne festen Wohnsitz

Das aktuelle Buch zum Thema enthält Beiträge von Jutta Henke und Volker Busch-Geertsema die mit ihren Kolleginnen aus der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) gerade dabei sind, eine Studie zur Situation der Wohnungs- und Obdachlosen in Köln zu erstellen.

Jutta Henke schreibt über die Grenzen der Hilfesysteme und sie fragt: Wie lassen sich „Systemsprenger“ versorgen? Sie kommt zu dem Schluss: „Zugleich erschwert diese Bezeichnung die Wahrnehmung von Strukturen im Hilfesystem, die ‚sprengende‘  Verhaltensweisen provozieren können. Und sie verdrängt  das Wissen darum, dass die dauerhafte  und vollständige  Ausgrenzung aus der Wohnungslosenhilfe  als dem letzten Netz der sozialen Sicherung keine fachliche Alternative sein kann… …Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe, zu verhindern, dass psychisch kranke wohnungslose Menschen in Sichtweise der Hilfesysteme verelenden.“

Volker Busch-Geertsema fordert in seinem Beitrag über Housing-First „die Verstärkung aller Bemühungen zu Vermeidung von Wohnungsverlusten“ und „die Anwendung des Housing First Ansatzes tatsächlich auf deutlich breiterer Schiene.“ Sein Schlusssatz: „Für viele Nutzerinnen und Nutzer bietet die eigenen Wohnung und das bedarfsgerechte  und individuell zugeschnittene Begleitungsangebot jedoch eine gute Ausgangslage, um mit diesen Problemen – befreit von der täglichen Mühsal eines Überlebens in der Wohnungslosigkeit – deutlich besser zurechtzukommen.“  Aus:

Henning Daßler (Hg.): Wohnungslos und psychisch erkrankt: Psychiatrie-Verlag
https://psychiatrie-verlag.de/product/wohnungslos-und-psychisch-erkrankt/

Erst krank, dann wohnungslos
Die Zahl der Menschen, die mit schweren psychischen Erkrankungen auf der Straße landen, wächst. Was kann man dagegen tun?
https://taz.de/Obdachlosigkeit-in-Deutschland/!5915482&s=Wilfried+Urbe/

Streetworker über Wohnungslosigkeit: „Das pure Überleben“
Immer mehr wohnungslose Menschen sind psychisch krank. Zwei Streetworker berichten, wie ihre nicht auf Zwang ausgelegte Methodik an ihre Grenzen stößt.
https://taz.de/Streetworker-ueber-Wohnungslosigkeit/!5915475/

Seelische Not auf der Straße: Psychische Erkrankungen und Wohnungslosigkeit sind häufig verflochten
Psychische Leiden können in die Wohnungslosigkeit führen. Oder sie halten die Betroffenen darin fest.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/seelische-not-auf-der-strasse-psychisch-erkrankt-wohnungslos-psychisch-erkrankt-111122.html

Ohne Obdach, ohne Halt
Mit der Unterkunft gehen oft auch die Arbeit und die Krankenversicherung verloren. Für die Betroffenen wird es dann noch schwerer, die nötige Behandlung zu erhalten.
90 Prozent der Wohnungslosen haben eine psychische Erkrankung. Aber Hilfsangebote für sie sind rar. Wie ein Betroffener trotzdem den Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft fand.
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/obdachlosigkeit-psychische-erkrankungen-hilfsangebote-wohnungslos-alkoholkonsum-1.5206735

Der Evangelische Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe e.V (EBET) warnt vor einem medizinisch-psychiatrisches Verständnis von Wohnungslosigkeit, welches seit den 1970er Jahren überwunden geglaubt wurde.

Dieser einseitigen Perspektive setzt EBET ein multifaktorielles Verständnis entgegen: „Wohnungslosigkeit besteht aus individuellen Faktoren und gesellschaftlich-strukturellen Rahmenbedingungen, die in enger Wechselwirkung miteinander verbunden sind. Die Gewichtung dieser Bereiche ist individuell verschieden, führt jedoch in jedem Falle in einen Prozess der sozialen Ausgrenzung.“

Schließlich stellen die Autor*innen nach einer intensiven Auseinandersetzung mit der SEEWOLF-Studie fest, dass die Frage des Zusammenhanges zwischen Wohnungslosigkeit und psychiatrischer Erkrankung auch mit dieser Studie nicht beantwortet werden kann. Ihr Fazit lautet stattdessen: „Grundsätzlich sollten psychische Auffälligkeiten, Sucht oder auch sogenannte Störungen wie z.B. Angststörungen zunächst als Reaktion auf die erlebten Verhältnisse begriffen werden. Auch Besonderheiten im Sozialverhalten können und müssen zunächst als Folge vom Leben auf der Straße gesehen werden. Je weniger Selbstbestimmung Menschen bleibt, umso mehr wird der letzte Rest an Autonomie und Würde verteidigt, und sei es das Recht auf ein Bier.“
https://www.ebet-ev.de/nachrichten-leser/positionierung-wohnungslosigkeit-und-psychische-erkrankung.html 

Für eine Stadt ohne Gewalt gegen Frauen und Kinder


Zum Internationale Frauentag teil die Stadt Köln in ihrem aktuellen Newsletter mit:

„Internationaler Frauentag: Starke Frauen. Starkes Köln
Kommen Sie am Samstag, 11. März, in den Gürzenich, wenn sich dort zum Internationalen Frauentag Kölner Frauenorganisationen präsentieren. Um 14 Uhr eröffnet Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Veranstaltung. Es gibt einen „Markt der Möglichkeiten“, ein buntes Workshop-Programm, musikalische Darbietungen und die Ausstellung „Was ich anhabe…“. Vorbeischauen lohnt sich!“

Am 2. März 2023 war im Stadt-Anzeiger zu lesen, dass allein in NRW über 1000 Plätze in  Frauenhäusern fehlen: „Allein in Köln müssen jedes Jahr Hunderte Schutzsuchende abgewiesen werden.“

„Das erste Kölner Frauenhaus hat Platz für 16 Frauen und 18 Kinde, im zweiten kommen zehn Frauen und 14 Kinder unter. Seit vielen Jahren kämpfen die Mitarbeiterinnen fürein drittes Frauenhaus in Köln. Dem stimmte der Stadtrat 2019 zu, doch die Gespräche mit dem Land liefen schleppend. Wie viele Plätze das Frauenhaus haben wird, steht noch nicht fest. Klar ist: Es wird nicht reichen. Laut der Istanbul-Konvention fehlen in Köln etwas 50 Schutzplätze.“

Starkes Köln?

Sendungen, Meldungen, Nachrichten   

Daniel Diekmann spricht mit Kalle Gerigk über die Situation der Berliner Habersaathstraße

„Merhaba und Mahlzeit“
Kritik an Kölner Wohnungslosenhilfe – Nähe zu „Grauen Wölfen“?
https://www.ksta.de/koeln/kritik-an-koelner-wohnungslosenhilfe-naehe-zu-grauen-woelfen-475228

In Frankreich sollen Hausbesetzer:innen härter bestraft werden
Straße oder Gefängnis

In Frankreich soll ein neues Gesetz erlassen werden, das höhere Strafen für Haus­be­setzer:in­nen vorsieht und Mieter:innen bei Zahlungs­rückständen schlechter stellt. Gleichzeitig gibt es immer mehr Obdachlose.

https://jungle.world/artikel/2023/08/strasse-oder-gefaengnis

Termine

04.03.2023, 11 Uhr, Kundgebung gegen Leerstand Deutz-Mülheimer Str.168

06.03.2022, 19 Uhr, Recht auf Stadt, Offener Treff, Alte Feuerwache

O8.03.2023 Internationaler Frauentag
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag


11.03.2023, 11 Uhr, Kundgebung gegen Leerstand

18.03.2023, 11 Uhr, Kundgebung gegen Leerstand

23.03.2023, 15  Uhr, Kundgebung vor dem Rat, Theo Burauen Platz

25.03.2023 Housing Action Day

Für eine Stadt ohne Obdachlosigkeit
Für eine Stadt ohne Zwangsräumungen
Für eine Stadt ohne Drogentote
Für eine Stadt ohne Gewalt gegen Frauen und Kinder
Für eine Stadt ohne Abschiebungen
Für eine Stadt ohne Armut

3. März 2023
Klaus Jünschke und Rainer Kippe
https://wohnungsnot.koeln

PS
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Spendenkonto MachMit! e.V.  IBAN: DE53370501981011342704
Verwendungszweck:  Aktionsbündnis

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