Abschied von Lothar

Den Gottesdienst für Lothar in der Trauerhalle des Südfriedhofs gestalteten Weihbischof Ansgar Puff, Schwester Christina Klein und Stefan Burtscher von der Obdachlosenkirche GUBBIO, musikalisch unterstützt von Thomas Quast.

Die Streetworkerin Friederike Bender, die seit einigen Monaten im DRAUSSENSEITER die Lebensgeschichten verstorbener Obdachloser erzählt, und Schwester Christina, die sie alle auf ihrem letzten Weg im Südfriedhof begleitet, bestätigten, dass es für einen Obdachlosen noch nie so eine große Trauergemeinde gegeben hat. Ansgar Puff hat daran erinnert, dass über fünf Wochen in der Krebsgasse mit Blumen und Kerzen an Lothar an dem Platz gedacht wurde, wo er den DRAUSSENSEITER verkaufte.

Wir sollten das als einen Weckruf verstehen, und dafür sorgen, dass künftig in Köln keine Obdachlosen mehr ohne Öffentlichkeit beerdigt werden. Kay Haubrich, der Leiter von Housing-First im Vringstreff hat in einem Interview mit dem DRAUSSENSEITER im Februar-Heft beklagt, dass wir uns so an die Obdachlosigkeit gewöhnt haben, dass wir den Obdachlosen beim Sterben zusehen. Diese Normalisierung darf nicht länger hingenommen werden.

Kai Hauprich in seinem Interview zu Housing First: „Wir verstehen zwar, dass der Wohnungsmarkt ungerecht ist und dass das eigentlich nicht sein sollte. Doch wir sagen lieber, dass die Person selbst an ihrer Notlage schuld ist. Das ist für uns einfacher zu ertragen“ Und: „Wir individualisieren immer wieder gesellschaftliche Probleme, ohne sie an ihren strukturellen Wurzeln zu packen.“

Nina Asseln hat in ihrer Studie zu Todesfällen von Wohnungslosen herausgefunden, dass ihre Lebenserwartung 30 Jahre unter der allgemeinen Lebenserwartung in der Bundesrepublik liegt.

31. Oktober 2023
Klaus Jünschke

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