Rundbrief 108 vom 21. Oktober 2022

Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung, Rundbrief 108

Erhebung der Lebenslagen obdach- und wohnungsloser Menschen in Köln

Von Juli 2017 bis Januar 2018 haben Sozialarbeiterinnen vom Benedikt Labre e.V. und der Diakonie Michaelshoven e.V. Obdachlose in Köln befragt. Im Sozialausschuss am 6.12.2018 wurde darüber berichtet. Sozialdezernent Dr. Rau beschrieb die weitere Vorgehensweise so:

„Der durchgehend geäußerte Wunsch der Befragten, eigenständigen Wohnraum zu beziehen, stößt aufgrund der Wohnungsmarktlage in Köln an tatsächliche Grenzen. Die Verwaltung prüft deshalb gemeinsam mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe, inwieweit die Zugangshürden ins Hilfesystem abgesenkt und damit verbunden die Akzeptanz der vorhandenen Angebote gestärkt werden kann.“
 https://buergerinfo.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=733280&type=do

Statt den Einfluss der profitorientierten Wohnungswirtschaft einzudämmen und dafür zu sorgen, dass sich der Wohnungsmarkt in Köln gemeinnützig verändert und die Abschaffung der Obdachlosigkeit ermöglicht, bastelt Dr. Rau mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe an der Absenkung der Zugangshürden ins Hilfesystem. Derweil duldet die Stadt jährlich über 1.000 Zwangsräumungen. Im Herbst 2022 hat die Zahl der Wohnungslosen die Rekordhöhe von über 12.000 erreicht, während die Zahl der Sozialwohnungen Jahr für Jahr weiter gesunken ist.

Hilfe erwartet sich die Stadt nun von der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung e. V. (GISS) aus Bremen. Sie wurde von der Stadt Köln damit beauftragt, Lebenslagen und Bedarfe aller obdach- und wohnungslosen Menschen in Köln zu erfassen und damit eine Grundlage für eine zielgruppenorientierte Weiterentwicklung der Hilfen zu schaffen.

Am Montag, den 17.10.2022 hatte die GISS ins Chorweiler Bürgerhaus zu einem Workshop Träger und Initiativen aus der Obdachlosen- und Wohnungslosenhilfe und Vertreterinnen der zuständigen städtischen Ämter eingeladen. Im Frühjahr 2023 soll eine Auswahl der Obdachlosen und Wohnungslosen befragt werden. Dafür benötigen die Wissenschaftler die Mithilfe der Träger und Initiativen. Die Stadt soll dann mehr über die Notleidenden wissen. Das ist sicher nicht verkehrt, genauso wie es richtig ist die restriktiven Zugänge zum Hilfesystem zu lockern.

Damit vergeht aber wieder ein Jahr oder vielleicht auch zwei. Wird die Stadt in dieser Zeit wenigstens alles tun um die weitere Zunahme der Obdachlosen zu verhindern? Wird die Jugendhilfe ausgebaut, dass Jugendlichen wirksamer vor Obdachlosigkeit geschützt werden? Werden die Zwangsräumungen eingestellt? Die Aussage von Oberbürgermeisterin Reker, dass das „Damoklesschwert“ Strom- und Gassperre erhalten bleiben soll, lässt nichts Gutes erwarten.

Wird die Stadt alles tun, damit endlich für den Bedarf derjenigen Hälfte der Stadtbevölkerung gebaut wird, die Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein hat? Der Blick in die Berichte der Kölner Zeitungen über geplante Neubauten, lässt nichts Gutes erwarten.

Wir leben in einem reichen Land in dem die Obdachlosen eine Lebenserwartung haben, die bei 49 Jahren liegt. In Afrika liegt sie bei 60 Jahren. In Deutschland liegt die Lebenserwartung von 79 Jahren bei Menschen, die eine Wohnung haben. Wird die Stadt das Hilfesystem so gestalten, dass die Lebenserwartung der  Obdachlosen steigt? Die Weigerung der Stadt, den Beschluss des Sozialausschuss vom 14.01.2021 umzusetzen und alle Obdachlosen in abschließbare Einzelzimmer unterzubringen, lässt nichts Gutes erwarten.

Schon wieder Gewalt gegen Obdachlose in Köln

Diejenigen, die den Obdachlosen abschließbare Einzelzimmer verweigern sind weit davon entfernt ihre Verantwortung für die Gewalt gegen Obdachlose wahrzunehmen und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Angriff in Köln, am Freitag, den 14. Oktober 2022
Fünf Männer schlagen auf hilflosen Obdachlosen im Schlaf ein, Polizei greift ein
https://www.express.de/koeln/koeln-fuenf-maenner-schlagen-bei-raubueberfall-auf-obdachlosen-ein-112789

Zur Gewalt gegen Obdachlose:
https://de.wikipedia.org/wiki/Obdachlosendiskriminierung#Gewalt_gegen_Obdachlose

Sendungen, Meldungen, Nachrichten

Würden Vermögende so wenig Energie verbrauchen wie Arme, bräuchte es keine Gaspreisbremse
https://www.akweb.de/politik/gaspreisbremse-energie-auf-kosten-der-reichen/

Schlingensief-Projekt in Hamburg: Obdachlosenprojekt bald obdachlos
Nach 25 Jahren steht die selbstverwaltetete „Mission“ vor dem Aus. Die Stadt hat den Mietvertrag gekündigt.
https://taz.de/Schlingensief-Projekt-in-Hamburg/!5885594/

Wohnen – bald unbezahlbar? Montag, 28. November 2022, 22:00 bis 22:45 Uhr https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Wohnen-bald-unbezahlbar,sendung1295744.html

Ausstellung „Who’s Next?
Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt
https://www.mkg-hamburg.de/ausstellungen/whos-next

187 Maßnahmen gegen Deutschlands Wohnungsnot
https://www.welt.de/finanzen/immobilien/article241566589/Immobilien-187-Massnahmen-gegen-Deutschlands-Wohnungsnot.html

Medien-Profis auf verzweifelter Suche nach dem falschen Feind von Werner Rügemer
https://www.heise.de/tp/features/Medien-Profis-auf-verzweifelter-Suche-nach-dem-falschen-Feind-7306187.html

Wem gehört der Immobilienmarkt
https://www.capital.de/immobilien/wem-gehoert-der-immobilienmarkt–32661310.html

Berlin „Housing First“  – Ein zweite Standort für Obdachlose
https://www.morgenpost.de/berlin/article236674817/Housing-First-Ein-zweiter-Standort-fuer-Obdachlose.html

Max-Becker-Areal in Ehrenfeld
https://www.ksta.de/koeln/ehrenfeld/max-becker-areal-so-soll-eines-der-groessten-neuen-koelner-wohnviertel-aussehen-39993962

Termine

22.10.2022, 11 – 13 Uhr, Kundgebung gegen Leerstand: „Wohnungen für Obdachlose und Geflüchtete“, Ecke Berrenrather Str. / Friedrich Engels Straße

22.10.2022 Demo in Düsseldorf: „Solidarisch durch die Krise“. Treffpunkt 10:30 Uhr Bahnhofvorplatz

24. Oktober 2022, 17:00 Uhr, „Wohnen ist ein Menschenrecht! Wirklich? mit
Cansel Kiziltepe, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen DGB-Haus Köln, Großer Saal, Hans-Böckler-Platz 1

2.-6.11.2022, European Action Coalition fort he right to Housing and City. Athen
www.housingnotprofit.org

03.11.2022, 19 Uhr, Masterplan gegen die Not? Diskussion zur Wohnungslosigkeit und Drogensucht. Mit Monika Kleine, SKF, Stefan Lehmann, Gesundheitsamt, Dominik Meiering, Pfarr, Harald Rau, Sozialdezernent. Karl Rahner Akademie, 5 €
https://www.karl-rahner-akademie.de/programm/kurs/Masterplan-gegen-die-Not/22238

10.11.2022,  9 und 14:30 Uhr Rat der Stadt Köln

10.11.2022, 18 Uhr Kundgebung auf dem Otto-Platz

10.11.2022, 30 Jahre Arsch Huh in der Arena, 5 Euro Tickets in allen Vorverkaufsstellen

17.11.2022, 15:30 Uhr Sozialausschuss

Für eine Stadt ohne Obdachlosigkeit
Für eine Stadt ohne Zwangsräumungen
Für eine Stadt ohne Drogentote
Für eine Stadt ohne Gewalt gegen Frauen und Kinder
Für eine Stadt ohne Abschiebungen
Für eine Stadt ohne Armut

21. Oktober 2022
Klaus Jünschke und Rainer Kippe
https://wohnungsnot.koeln

PS
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