Editorial
Im Frühjahr hat ein „Kölsches Bündnis“ mit bekannten Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer vom Haus- und Grundbesitzerverein, Franz-Xaver Corneth vom Mieterverein, Pfarrer Franz Meurer von der Kirchengemeinde St. Theodor und St. Elisabeth in Vingst, OB-Kandidat Hans Mörtter, Kabarettist Jürgen Becker, Gerhart Baum von der FDP, und anderen unter der Moderation von Martin Stankowski in der KARL RAHNER AKADEMIE der Öffentlichkeit ein Papier vorgelegt, dass von SSM, unserem Förderverein MACH MIT e.V. und Thomas Breustedt vom SPD- Ortsverein Bickendorf und jetzigem Fraktionsgeschäftsführer der SPD im Kölner Rat, verfasst worden war.
Die Sozialdemokraten hatten das Papier bereits vor einem Jahr auf ihrem Kreisparteitag beschlossen, nun hatten sie es im Rat eingereicht, und da wäre es im Unterausschuss Wohnen wohl auch liegen geblieben, denn es war ja vom „politischen Gegner“, der SPD, wenn sich nicht namhafte Christdemokraten eingeschaltet hätten, die der SPD einen Besuch abstatteten. Dabei wurde man sich schnell einig: das Papier muss in den Rat. denn es schlägt nicht weniger vor als die Abschaffung von Wohnungsnot und Obdachlosigkeit in Köln, und fordert dazu ein 500 Millionen Programm.
Dabei beruft sich das Papier auf ein Programm, das vor 53 Jahren im Kölner Rat war, als Köln in der gleichen Notlage war: es gab in der Stadt 20 000 Obdachlose, meist kinderreiche Familien, die in Bunkern, Kasernen und Notunterkünften hausten. Damals gab es in Köln entschlossene Bürger, welche die Obdachlosen organisierten. Die Interessengemeinschaft Obdachlosigkeit IGO rückte dem Rat auf die Bude.
Die SPD mit Sozialdezernent Norbert Burger an der Spitze und dem sagenhaften Wohnungsamtsleiter Uwe Kessler rückten dem Rat auf die Pelle und forderte den Bau von Wohnungen für 20 000 Obdachlose für 100 Millionen. Das war damals viel Geld und entspricht bei den Baukosten heute etwa einer Milliarde.
Nach einer heißen Sitzung kam es zu einer KÖLSCHEN FRAKTION und SPD, CDU und FDP beschlossen gemeinsam 10 000 Wohnungen zu bauen. Dazu gründeten sie eigens eine Wohnungsbaugesellschaft, die GRUBO. Die Obdachlosigkeit verschwand wie von Zauberhand, die Siedlungen stehen heute noch (der Verfasser dieser Zeilen durfte als Praktikant der Sozialarbeit bei Uwe Kessler an dem Programm mitarbeiten)…
Flugblatt SSM zur Ratssitzung
»Ov ovve ov unge – Kölle bliev sozial«– Während die Tunnelmaulwürfe und die Freunde der Gleistrassen quer durch das Hillije Kölle ihre Glaubenkriege ausfechten …
– Während die Verbände und Initiativen der freien Wohlfahrt, der Künste und Bürgerinitiativen um Zuschüsse aus der Stadtkasse zittern …
– Während Schwester Christina mahnend den Finger hebt und auf die Menschen hinweist, die in Kalkutta- äh, Entschuldigung, da gibt es ja Mutter Theresa-, nein im Unheiligen Köln auf den Straßen sterben …
… feiern wir vom SSM heute vor dem Rathaus einen Sieg der Menschlichkeit: Der Unterausschuss Wohnen beschließt heute mit den Stimmen von Grünen, CDU und SPD (DIE LINKE hat Zusatzanträge gestellt) einen Elf-Punkte Plan, der den sozialen Wohnungsbau in unserer Stadt wieder möglich machen soll.
Es handelt sich um die Übergabe von städtischen Grundstücken in Erbpacht und sogar »janz ümmesüns« an alle, die gemeinnützig und sozial bauen wollen, das heißt an Genossenschaften, an die GAG und an städtische Wohnungsunternehmen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass wieder sozial und gemeinnützig gebaut werden kann.
Die Initiative nahm ihren Anfang mit einem Papier zur Wohnungs- und Obdachlosigkeit von SSM, MachtMit! e.V. und dem Ortsverein Bickendorf der SPD und wurde im Frühjahr in der Karl Rahner Akademie der Öffentlichkeit vorgestellt.
Unterstützung fand es bei einem Kreis von Honoratioren und Fachleuten aus Politik und Gesellschaft, wie Konrad Adenauer, Franz-Xaver Corneth, Gerhart Baum und Franz Meurer.
– TROTZDEM SIND WEITER TAUSENDE WOHNUNGS- UND OBDACHLOS
– TROTZDEM STERBEN DIE KRANKEN UND VOR ALLEM DIE DROGENKRANKEN WEITER AUF DEN STRASSEN
– TROTZDEM GIBT ES IMMER NOCH KEIN ABSCHLIESSBARES EINZELZIMMER FÜR JEDE/N OBDACHLOSE/N
ABER EIN ANFANG IST GEMACHT! JETZT MUSS GEBAUT WERDEN
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Kippe