Rundbrief 236 vom 8. Juni 2025

Offener Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker
Obdachlosigkeit beenden – Wohnungsnot beseitigen
Köln braucht eine wohnpolitische Zeitenwende

Köln, den 08.06.2025

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Reker, 

wir kennen uns noch aus Ihrer Zeit als Sozialdezernentin, als Sie immer ein offenes Ohr für unsere Probleme hatten und ich in dringlichen Fällen auch Ihre Telefonnummer benutzen durfte. 
Damals haben wir uns gelegentlich ausgetauscht über die Unzulänglichkeiten der Kölner Verwaltung und über die dahinter stehenden politischen Probleme. 

In der Folge haben sich unsere Wege getrennt, wir vom SSM haben uns weiterhin für Obdachlose und Wohnungslose eingesetzt und am Faulbach mit eigenen Händen Wohnungen und Arbeitsstätten gebaut. Sie haben Ihre Verwaltugsreform durchgeführt. Dadurch ist in Köln manches besser geworden, eine ausreichende Zahl von Wohnungen für die Wohnungslosen und Obdachlosen zählt leider nicht dazu. 

Ein einziges Mal haben wir Sie noch aufgesucht, und zwar als die Kölnerin Frau Wienands mit ihren fünf – teils noch sehr kleinen Kindern – von einer Wohnungsgesellschaft auf die Straße gesetzt wurde und wir dringend eine Wohnung brauchten. Damals haben Sie den Fall an Ihren Herrn Dezernenten Rau abgegeben, der natürlich KEINE Wohnung hatte. Wir haben den Fall dann, wie inzwischen die meisten, OHNE die zuständige Verwaltung gelöst, indem wir Menschen gesucht und gefunden haben, die halfen, ohne dazu durch mehr verpflichtet zu sein, als ihr soziales Gewissen. 

Inzwischen hat sich die Lage der Wohnungslosen und obdachlosen Menschen in Köln immer weiter verschärft, ohne dass durchgereifende Maßnahmen zur Lösung dieses schwerwiegenden Problems ergriffen worden wären. Inzwischen gleichen einige zentrale Kölner Plätze einem Flüchtlingslager und die U-Bahnhöfe dem Floß der Medusa. Auch Sie haben wohl Ihre schützende Hand abgezogen, beklagen Sie doch inzwischen öffentlich die Verwahrlosung des öffentlichen Raumes. 

Der Eindruck drängt sich mir geradezu auf, dass inzwischen ein Punkt erreicht ist, der es unmöglich macht, dieses brennende Problem, welches eine offene Wunde im sozialen Körper dieser Stadt darstellt, weiter zu ignorieren, bzw. lediglich als Problem der öffentlichen Ordnung abzutun. 

Hier braucht es eine tragfähige Initiative, die nur von Ihnen als unserem gewählten Oberhaupt ausgehen kann. 

Dazu haben wir schon vor mehr als einem Jahr ein Konzept erbeitet, welches an dem 100-Millionen-Programm von 1971 andockt und welches wir bereits mit großem Anklang in der Karl-Rahner – Akademie vorgestellt haben. Unser Programm für eine wohnpolitische Zeitenwende würde ich Ihnen gerne persönlich erläutern. Und ich würde dazu anerkannte Persönlichkeiten mitbringen, die sich für seine Umsetzung bereits bei einer Veranstaltung in der Karl-Rahner-Akademie ausgesprochen haben. Sprecher war damals unser Freund und Mentor Gerhart Baum, der Ihnen gut bekannt war und der leider verstorben ist. 

Ich persönlich setze mich für dieses Gespräch ein, weil ich nicht will, dass Ihre Amtsperiode im Gedächtnis der Stadt und ihrer Bürger als die Periode der sich ungebremst ausbreitenden Obdachlosigkeit in Erinnerung bleibt. Jetzt können Sie den Hebel noch umlegen!

Mit freundlichen Grüßen 

Ihr 
Rainer Kippe, SSM 

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