Es passiert gerade jetzt so vieles in der Welt, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.
Trump wird jetzt Präsident, in Gaza kehrt der Friede ein, und in der Ukraine gibt es immerhin den berühmten Silberstreifen am Horizont. Und damit will ich anfangen. Mit dem Ukrainekrieg? Werden Sie/Ihr jetzt fragen. Ja, mit dem Ukraine Krieg, allerdings nicht mit Bomben und Raketen, sondern mit einer Hilfsaktion, an der unser Freund und Förderer Jürgen Becker beteiligt ist. Der ist nämlich einfach mit einem Hilfskonvoi in die Ukraine gefahren und hat Rettungsfahrzeuge überbracht. Sein Fazit: „Erst sind wir ganz lange durch Polen gefahren, und dann waren die Autos weg.“
Und nun kommt die schlechte Nachricht:
Die Leitung unseres Kölner Sozialamtes, der auch die Fachstelle Wohnen untersteht, scheidet zum 31. März aus. Sagt jedenfalls die Gerüchteküche, und weil Frau Dr. Robinson vieles für die Obdachlosen getan und noch mehr versucht hat, was man sie aber nicht tun ließ, habe ich einen Abschiedsbrief verfasst, den ich Ihnen/Euch zur Kenntnis bringe:
Sehr geehrte Frau Dr. Robinson,
mich hat nun von zwei Seiten die Nachricht erreicht, dass Sie zu Ende März aus den städtischen Diensten ausscheiden. Diesen Schritt bedauern wir außerordentlich, sind Sie doch federführend gewesen bei allen Versuchen, die groben Menschenrechtsverletzungen in der städtischen Behandlung von Obdachlosigkeit zu beenden, während Ihr Vorgesetzter, Herr Dr. Rau , sich weitgehend darauf beschränkt, die Dinge schönzureden.
Insbesondere denke ich hierbei an Ihren breit angelegten Versuch, bei den Gesprächen im Stollwerck die soziale Schieflage im OMZ in der Marktstraße zu beenden und die Menschen in die sozialen Systeme zu integrieren, der nach ihrer damaligen Erkrankung völlig gescheitert ist und dann in den desaströsen Zuständen in der Gummersbacher Straße geendet ist, für die wir den Wohnungsamtsleiter Ludwig als Verantwortlichen sehen, als auch das berede Schweigen zu ihrem Papier zur Wohnungslosigkeit 2024, in dem Sie nicht nur klar ausgesprochen haben, dass die Situation der Obdachlosen in dieser Stadt gegen die Menschenrechte verstößt, sondern auch Vorschläge zur Finanzierung zum Bau von Wohnungen für Obdachlose gemacht haben, die von der Kölner Politik und Verwaltung und weitestgehend auch von der Öffentlichkeit ignoriert wurden und werden, so als gäbe es dieses Papier nicht.
In einer solchen Situation, wo Schweigen kriminell zu werden droht, bleibt einem m.E nur der Rückzug, wenn man nicht in die Gefahr geraten will, mitschuldig zu werden.
Für mich ist dieser Punkt spätestens mit den Äußerungen von Schwester Christina erreicht, in denen sie sagt, dass die Menschen AUF DER STRASSE STERBEN und deren wiederholten Veröffentlichungen im führenden Kölner Presseorgan, den KÖLNER STADTANZEIGER, weil jetzt niemand mehr sagen kann, er/sie hätte nichts gewusst.
Ich betreue gemeinsam mit meinen Freunden in SSM, OMZ und HIK, ich nenne nur unsere alternative Ehrenbürgerin Linda Rennings und den bekannten Streetworker und 2.Vorsitzenden der ARCHE Franco Clemens, die Überlebenden der Gummersbacher- Straßen- Räumung, die schon den 2.Winter in Zelten neben dem AZ in der Luxemburger Straße kampieren, ich denke aber auch an die Sterbenden an Neumarkt und Eigelstein, und vergleiche deren Situation mit den öffentlichen Äußerungen der BewerberInnen im anfangenden Wahlkampf um das Amt des /der OB, und ich würde als Verantwortliche auch weglaufen, weil für diese Zustände niemand, der/die nicht mit Blindheit geschlagen ist, die Verantwortung übernehmen nehmen kann.
Ein kräftiger Blitz und ein Donnerschlag müssten vom Himmel kommen, aber es wird nichts geschehen, da bin ich mir nach fast 60 Jahren Köln sicher.
Deshalb wünsche ich Ihnen, falls die Gerüchte stimmen und Sie uns tatsächlich verlassen, alles Gute und ein wertschätzenderes Ambiente für Ihre mutige und engagierte Arbeit.
Sie würden uns fehlen
IhrRainer Kippe von der SSM
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Darauf hat mir Frau Dr. Robinson geantwortet:
Lieber Herr Kippe,
vielen Dank für Ihre wertschätzenden Worte, über die ich mich sehr gefreut habe.
Ja, in der Tat, ich verlasse Köln und die Verwaltung und gehe zurück nach Berlin, wo ich meine Kraft auf für mich ganz neue Weise der sozialen Sache widme.
Mit Patricia Frommer ist die Kölner Notversorgung in sehr kompetenten und engagierten Händen, die wir unbedingt stützen und erhalten sollten.
Ihnen vielen Dank für den gemeinsamen Einsatz für die Menschen!
Liebe Grüße
Katja Robinson
Vom Aktionsbündnis unterstützen wir diese Sichtweise. Im CONTRASTE-Schwerpunkt zu »Obdachlosigkeit überwinden« vom Februar 2024 stand geschrieben:
»Das Problem von Wohnungsmangel und Obdachlosigkeit ließe sich folglich ganz einfach lösen, indem der Staat endlich wieder die Gemeinnützigkeit der sozialen Wohnungsunternehmen und Genossenschaften einführt, dazu selbst in den Wohnungsbau investiert. Vor allem braucht es nach dem Wiener Vorbild wieder den Bau von kommunalen Wohnungen, anstatt Steuermittel für sogenannte Sozialwohnungen in Milliardenhöhe an internationale Wohnungsunternehmen zu verschenken.
Durch diesen gesellschaftlichen Rückschritt ist nun der drohende Verlust der Wohnung wieder zu der Peitsche geworden, mit der der Staat die angeblich faulen oder nutzlosen Proletarier*innen aus ihrer »Sozialen Hängematte« (Helmut Kohl) jagt, um sie zurück zur Ausbeutung an die Fließband-Maschinen zu treiben, die es durch die Computerisierung allerdings so schon lange nicht mehr gibt. Es ist demnach in erster Linie ein ideologischer Krieg, der hier geführt wird, und die Parteien haben nicht mehr lange Zeit, ihn zu beenden, bevor ihnen wie 1933 radikale rechtslastige und profaschistische Parteien schließlich die Zügel aus der Hand nehmen. Dies ist auch der Hintergrund für die Äußerung des liberalen Vorzeigepolitikers Gerhard Baum von der (alten) FDP, der kürzlich im Kölner Stadt-Anzeiger anlässlich eines Besuches bei einer Obdachloseninitiative in Köln-Mülheim darauf hinwies, dass Deutschland die Machtübernahme durch die AfD droht, wenn das Problem der Obdachlosigkeit nicht gelöst werde.«